Die landläufige Meinung sieht gerne das Kap der Guten Hoffnung unweit der Millionenmetropole Kapstadt als südlichsten Punkt Afrikas an. Das ist aber ein Trugschluss. Der südlichste Punkt des riesigen afrikanischen Kontinents ist das sturmumtoste Kap Agulhas. Das ist portugiesisch und heißt auf deutsch “Nadelkap”. Die ersten Europäer, die dieses Land entdeckten, waren portugiesische Seefahrer, die Afrika auf ihrem Weg nach Indien umrundeten. Überhaupt wurde die frühe Entdeckungsgeschichte Südafrikas stark durch Portugiesen geprägt, die oft als erste Weiße die Küsten erkundeten. Am Kap Agulhas treffen sich übrigens auch ganz offiziell der Indische und Atlantische Ozean. Schon immer haben solche markanten Punkte der Erde, wie z. B. auch das Kap Horn oder der Mount Everest, Entdecker, Forscher und Abenteurer geradezu magisch angezogen.
Daran hat sich bis in unsere Tage nichts geändert. Viele Besucher Kapstadts haben den Wunsch, auch selbst einmal am südlichsten Punkt Afrikas, der auf der genauen geografischen Position 34º 49′ 58” südlicher Breite und 20º 00′ 12” östlicher Länge liegt, zu stehen und auf das weite Meer hinaus zu schauen im Wissen, dass das nächste Festland die unwirtliche Küste von Antarktika ist. Dieser Ort wird durch ein Mal aus Steinen markiert. Unweit davon befindet sich auch ein Leuchtturm, der bis heute noch in Betrieb ist, da die Gewässer dort stürmisch und gespickt mit Riffen sind.
Der Agulhas-Nationalpark ist nicht so, wie sich ein Besucher aus Deutschland einen afrikanischen Nationalpark vorstellt. Malerische Schluchten, tosende Wasserfälle und Großwild wie Elefanten und Löwen sucht man hier vergebens. Trotzdem hat das Land eine einzigartige Schönheit, die sich aber nicht auf den ersten Blick offenbart. Der Nationalpark am Kap Agulhas ist eine weite, windumtoste Ebene, etwas mehr als 200 km östlich von Kapstadt gelegen. Der Park hat eine Fläche von ungefähr 18.000 Hektar. Das Gebiet zeichnet sich durch seinen großen Reichtum an Meeresvögeln aus, von denen einige endemisch sind. Im Frühjahr, vom August bis in den November, kann man mit etwas Glück die südlichen Glattwale beobachten, die an diese Küsten aus der Antarktis zum Kalben kommen. Auch Kap-Seelöwen lassen sich gut beobachten. Die Flora des Agulhas-Nationalparks ist außerordentlich vielfältig. Man hat bis jetzt mehr als 2.000 Arten gezählt, eine Artenvielfalt, die mit der des tropischen Regenwalds verglichen werden kann. Von diesen Arten kommen 100 nur dort vor und weitere 110 gehören zu den vom Aussterben bedrohten Arten. Historisch Interessierte können das Leuchtturmmuseum im Dorf Agulhas besuchen. Auch in anderen Dörfern in der Umgebung, wie z. B. in Elim, gibt es etliche historische Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Zurzeit gibt es im Park selbst noch keine Unterkunftsmöglichkeiten.