Wie in anderen Ländern auch gibt es in Südafrika viele verschiedene Rituale.
In vielen Kirchen Südafrikas werden Fremde, bei der Ankunft mit dem Auto, von vielen bunt gekleideten Frauen singend und klatschend begrüßt und in die Kirche geführt. Durch die Gesänge und ihre Freude wollen sie die Fremden Willkommen heißen.
Häufig finden in den Kirchen bestimmte Veranstaltungen und Vorträge statt. Zum Beispiel zum Thema Menschenrechte. Die Teilnehmer singen dann für gewöhnlich während der Veranstaltung einfach zu singende Lieder. Die meisten Menschen die an diesen Veranstaltungen teilnehmen sind arm und dennoch auf ihre Weise glücklich. Durch ihre Gesänge schenken sie auch Fremden Lebensfreude.
Junge Mädchen in Südafrika nehmen ab einem bestimmten Alter an einer Art Kurs teil, in dem sie lernen wie sie mit ihrem zukünftigen Ehemann umgehen müssen. In diesen Kursen lernen die Mädchen Tänze und verschiedene Rituale, um ihren Mann sexuell zu erregen. Durch die Tänze wird die Stellung der Frau in Südafrika versinnbildlicht.
Der zukünftige Ehemann des Mädchens muss an die Familie seiner baldigen Braut einen Preis zahlen. Nachdem er gezahlt hat ist das Mädchen sein Eigentum und sie muss ihm ohne Gegenwehr alle Wünsche erfüllen. Zudem hat sie bei allen familiären Angelegenheiten, bei den finanziellen Dingen und auch beim restlichen Vermögen, wie ein eventuelles Haus, keinerlei Mitspracherecht. Auch für die Kinder kann das negative Folgen haben. Häufig dürfen die Kinder nicht zur Schule gehen.
Die zahlreichen Riten in Südafrika fördern die Gemeinschaft und spenden Lebensfreude. Auf der anderen Seite bedeuten die alten Traditionen Unterdrückung, die in der Regel nur die Frauen betrifft.
Besonders interessant ist das Wissen um den Volksstamm der Xhosa und die Rituale. Die Xhosa bestehen aus vielen unterschiedlichen Volkstämmen und haben auch verschiedene Stammnamen. Um die Herkunft eines Xhosa zu erfahren benötigt man angeblich nur den Namen des Clans. Dieser Name soll wichtiger sein als der Name des Vaters oder Großvaters. Der Clan Name kann die ganze Familie und deren Vorfahren zuordnen.
Wenn eine Xhosa Frau heiratet, nimmt sie den Namen des Mannes an, dennoch behält sie ihren Clan Namen, vor den die Silbe Ma- gesetzt wird. Eine Frau die aus dem Clan der Lobi stammt würde dann MaLobi heißen.
Die Kinder der Xhosa werden in der Regel nach dem Vornamen des Vaters benannt oder nach einer bestimmten Eigenschaft. Die Namen drücken häufig Freude aus, wie zum Beispiel Nwabisa (Glücklichkeit). Oder ein Name der auf eine Eigenschaft beruht wäre Mandela (Stärke).
Neugeborene werden durch ein Ritual in die Gemeinschaft aufgenommen. Dafür wird ein Tier geopfert. Das Blut steht für die Verschmelzung der physischen und spirituellen Welt des Kindes. In den ersten Lebenstagen des Babys findet das so genannte awise inkaba statt. Dabei wird das Kind von den älteren Frauen, der Gemeinschaft, gepflegt bis die Nabelschnur abfällt. Bevor die inkaba abfällt, findet ifuku statt. Während ifuku verbleibt die Mutter in der Gemeinschaftshütte. Das hat zur Bedeutung, dass das Kind nicht nur zum Clan, sondern zur Gemeinschaft gehört. Nicht nur die Clanfrauen nehmen am ifuku teil. Auch die Frauen aus der Nachbarschaft sind bevor die Nabelschnur des Babys abfällt anwesend. Nachdem die inkaba abgefallen ist und in einer Zeremonie von den älteren Frauen begraben wurde, kommen die umdlezana (stillende Mutter) und das Baby aus der Gemeinschaftshütte heraus.
Auch die Zeit der Pubertät wird bei den Xhosa gefeiert. Durch ein Ritual soll der Weg zum Erwachsensein geebnet werden. Bei Mädchen wird das Ritual intonjane genannt und bei Jungen ulwaluko. Bei diesem Ritual wird ein Tier geopfert. Das Blut des Tieres steht für die Bindung an den Clan. Diese Rituale können sich innerhalb der Volksstämme unterscheiden. Eines haben aber alle gemeinsam. Die Ältesten des Stamms gratulieren den Jungen oder das Mädchen zum Erwachsen werden, indem sie zusammen ein Ritual durchführen.
Nach dem Erwachsen werden, heiraten die meisten. Während einer Hochzeit werden unterschiedliche Rituale durchgeführt. Zum Beispiel wird um den Segen der Vorfahren beider Familien gebeten und um Fruchtbarkeit. Durch die Rituale sollen außerdem die Clans von Braut und Bräutigam vereinigt werden. Die Clans werden dann zu abakhozi (einem Clan). Die Braut und der Bräutigam werden durch das Mischen von den zwei Gallen der Opfertiere verheiratet. Das bedeutet, dass etwas was von Gott zusammen gefügt wurde nicht getrennt werden kann. Diese Verbindung bedeutet auch, dass ein Kind nicht abgetrieben oder zurück in die Gebärmutter geschoben werden kann. Die Frau und der Mann sind somit nach ihrer Hochzeit eins. Dennoch muss die Frau ihre Identität behalten. Aus diesem Grund wird dem Clan Namen das Ma- zugefügt.
Nicht nur freudige Ereignisse werden bei den Xhosa und auch bei anderen Volksstämmen mit Riten begleitet. Der Tod gehört zum Leben dazu. Die Seele ist laut den Xhosa göttlich und kehrt nach dem Tode wieder zurück in die Welt in der sie erschien. Nach der Beerdigung wird das ukukhapha durchgeführt. Dieser Ritus begleitet den Verstorbenen durch den Clan. Dieses Ritual kann von einem Jahr bis zu drei Jahren dauern. Das ukukhapha steht für den gemeinsamen Lebensweg und soll die Hinterbliebenen an den Verstorbenen erinnern. Ein weiteres Ritual ist das ukubiyisa (zurückholen) der Verstorbenen. Dieses Ritual dient dazu, dass ein Mensch unter den Verstorbenen oder den Lebenden des Clans ist, der die Hinterbliebenen beschützt.
Die Xhosa glauben nicht, dass der Verstorbene tot ist, sondern dass er schläft. Das Grab des Verstorbenen wird in hohem Maße respektiert und nur selten „gestört“. In verschiedenen Fällen wird das Grab von den Hinterbliebenen besucht, um mit ihm zu sprechen. Aus diesem Grund möchten die Mitglieder des Clans wissen wo sich das Grab des Verstorbenen befindet.
In Südafrika gibt es neben den erwähnten Ritualen noch viele weitere interessante.